Deutschland verfügt über 16 Nationalparks, die zusammen eine Fläche von über 1.047.000 Hektar umfassen und die vielfältigsten Ökosysteme des Landes schützen. Von den rauen Küsten der Nord- und Ostsee über die mystischen Wälder bis hin zu den majestätischen Alpen - jeder Nationalpark erzählt seine eigene Geschichte und bietet einzigartige Naturerlebnisse. Dieser umfassende Leitfaden stellt alle deutschen Nationalparks vor und hilft Ihnen bei der Planung unvergesslicher Besuche.
Was macht einen Nationalpark aus?
Nationalparks sind die Königsklasse des Naturschutzes. Sie folgen der internationalen Definition der IUCN (International Union for Conservation of Nature) und müssen strenge Kriterien erfüllen:
- Mindestgröße: Zusammenhängende Fläche von mindestens 1.000 Hektar
- Natürlichkeit: Großflächig ungestörte Ökosysteme
- Prozessschutz: "Natur Natur sein lassen" - minimale menschliche Eingriffe
- Zonierung: Kern-, Pflege- und Entwicklungszonen
- Bildung: Umweltbildung und Forschung
Die 16 deutschen Nationalparks im Überblick
Norddeutschland: Küsten und Wattenmeer
1. Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer (1985)
Fläche: 441.500 ha | Besonderheit: UNESCO-Weltnaturerbe
Der größte deutsche Nationalpark schützt das einzigartige Wattenmeer der Nordsee. Dieses dynamische Ökosystem ist Lebensraum für über 10.000 Tier- und Pflanzenarten und wichtigster Rastplatz für Millionen von Zugvögeln.
Highlights:
- Wattwanderungen: Geführte Touren durch das Watt
- Seehunde und Kegelrobben: Größte Robbenkolonien Deutschlands
- Vogelzug: 10-12 Millionen Zugvögel jährlich
- Salzwiesen: Einzigartige Pflanzengemeinschaften
Beste Besuchszeit:
April bis Oktober für Vogelbeobachtung, ganzjährig für Wattwanderungen bei Ebbe
2. Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer (1986)
Fläche: 345.800 ha | Besonderheit: Biosphärenreservat
Der zweitgrößte deutsche Nationalpark erstreckt sich von der Ems bis zur Elbe und umfasst die Ostfriesischen Inseln.
Highlights:
- Ostfriesische Inseln: Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog, Wangerooge
- Schweinswal: Einziger in deutschen Gewässern heimischer Wal
- Dünenlandschaften: Dynamische Küstenformationen
- Priele und Wattströme: Komplexes Tidensystem
3. Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer (1990)
Fläche: 13.750 ha | Besonderheit: Kleinster Nationalpark
Rund um die Insel Neuwerk erstreckt sich Hamburgs Anteil am Wattenmeer-Nationalpark.
4. Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft (1990)
Fläche: 78.600 ha | Besonderheit: Kranich-Rastplätze
Zwischen Stralsund und Greifswald schützt dieser Park die einzigartige Boddenlandschaft der Ostsee mit ihren flachen Gewässern und Halbinseln.
Highlights:
- Kranichzug: Bis zu 70.000 Kraniche im Herbst
- Windwatt: Bei starkem Wind trockenfallende Flachwasserbereiche
- Darß und Zingst: Halbinseln mit urwüchsigen Wäldern
- Seeadler: Höchste Brutdichte Deutschlands
5. Nationalpark Jasmund (1990)
Fläche: 3.070 ha | Besonderheit: UNESCO-Weltnaturerbe Alte Buchenwälder
Auf Rügen schützt dieser kleine, aber feine Nationalpark die berühmten Kreidefelsen und den größten zusammenhängenden Buchenwald an der Ostseeküste.
Highlights:
- Königsstuhl: 118 Meter hohe Kreidefelsen
- Alte Buchenwälder: Bis zu 180 Jahre alte Buchen
- Fossilien: Feuerstein und Versteinerungen
- Seeadler: Bruten in den Küstenwäldern
Mitteldeutschland: Wälder und Seen
6. Nationalpark Müritz (1990)
Fläche: 32.200 ha | Besonderheit: Land der 1000 Seen
In der Mecklenburgischen Seenplatte gelegen, schützt dieser Park die größte Binnenwasserfläche Deutschlands und ausgedehnte Wälder.
Highlights:
- Müritz: Größter Binnensee Deutschlands
- Fischadler: Höchste Brutdichte in Deutschland
- Rothirsch: Große Bestände in naturnahen Wäldern
- Seen-Mosaik: 130 Seen unterschiedlicher Größe
7. Nationalpark Hainich (1997)
Fläche: 7.500 ha | Besonderheit: Urwald mitten in Deutschland
Thüringens einziger Nationalpark schützt den größten zusammenhängenden Laubwaldkomplex Deutschlands.
Highlights:
- Baumkronenpfad: 310 Meter langer Pfad in 24 Meter Höhe
- Wildkatze: Scheue Bewohner der alten Wälder
- Mittelspecht: Indikatorart für naturnahe Buchenwälder
- Orchideen: 19 verschiedene Orchideenarten
8. Nationalpark Kellerwald-Edersee (2004)
Fläche: 5.738 ha | Besonderheit: UNESCO-Weltnaturerbe
In Nordhessen schützt dieser Park einen der letzten großen Buchenwälder Mitteleuropas.
Highlights:
- Edersee: Zweitgrößter Stausee Deutschlands
- Urbuche: 600 Jahre alte Buche
- Schwarzstorch: Seltener Waldbewohner
- WildnisSchule: Umweltbildung für Familien
9. Nationalpark Eifel (2004)
Fläche: 10.700 ha | Besonderheit: Internationaler Sternenpark
An der belgischen Grenze gelegen, entwickelt sich hier auf ehemaligen Truppenübungsplätzen neue Wildnis.
Highlights:
- Wildnis-Trail: 85 km langer Fernwanderweg
- Rothirsch: Größte freilebende Population NRWs
- Narzissen: Millionen gelbe Wildnarzissen im Frühling
- Sternenhimmel: Dunkelster Himmel Deutschlands
10. Nationalpark Unteres Odertal (1995)
Fläche: 10.500 ha | Besonderheit: Einziger Auen-Nationalpark
An der polnischen Grenze schützt dieser Park die letzte naturnahe Stromlandschaft Deutschlands.
Highlights:
- Überflutungsauen: Natürliche Hochwasserdynamik
- Biber: Erfolgreiche Wiederansiedlung
- Seeadler: Brutpaare in den Auenwäldern
- Trockenrasen: Steppenvegetation auf Deichen
Mittelgebirge: Wälder und Moore
11. Nationalpark Harz (2006)
Fläche: 24.700 ha | Besonderheit: Länderübergreifend (Niedersachsen/Sachsen-Anhalt)
Der erste länderübergreifende Nationalpark Deutschlands zeigt die natürliche Waldentwicklung nach großflächigen Borkenkäferschäden.
Highlights:
- Brocken: Höchster Berg Norddeutschlands (1.141 m)
- Borkenkäfer-Monitoring: Natürliche Walddynamik
- Luchs: Erfolgreiche Wiederansiedlung seit 2000
- Moore: Hochmoore des Brockens
12. Nationalpark Sächsische Schweiz (1990)
Fläche: 9.350 ha | Besonderheit: Sandsteinlandschaft
Südöstlich von Dresden schützt dieser Park eine der spektakulärsten Felslandschaften Europas.
Highlights:
- Bastei: 194 Meter hohe Sandsteinfelsen
- Malerweg: 112 km Rundwanderweg
- Wanderfalke: Bruten in den Felswänden
- Schluchtwälder: Reliktvegetation in feuchten Schluchten
13. Nationalpark Bayerischer Wald (1970)
Fläche: 24.250 ha | Besonderheit: Ältester deutscher Nationalpark
Als erster deutscher Nationalpark zeigt der Bayerische Wald seit über 50 Jahren, wie sich Natur ohne menschliche Eingriffe entwickelt.
Highlights:
- Urwaldpfade: Durch 40 Jahre alte Wildnis
- Luchs: Symbol des Nationalparks
- Rachel und Lusen: Über 1.400 Meter hohe Gipfel
- Tier-Freigelände: Einheimische Tiere in naturnahen Gehegen
14. Nationalpark Schwarzwald (2014)
Fläche: 10.062 ha | Besonderheit: Jüngster deutscher Nationalpark
Baden-Württembergs erster Nationalpark schützt die charakteristischen Schwarzwaldlandschaften zwischen Baden-Baden und Freudenstadt.
Highlights:
- Lotharpfad: Erlebnispfad durch Sturmwurfflächen
- Auerhahn: Seltener Bewohner der Bergwälder
- Grinden: Baumfreie Bergrücken
- Bannwälder: Seit Jahrzehnten unberührte Waldgebiete
Süddeutschland: Alpen und Voralpen
15. Nationalpark Berchtesgaden (1978)
Fläche: 20.808 ha | Besonderheit: Einziger Alpen-Nationalpark
Bayerns südlichster Nationalpark schützt eine spektakuläre Hochgebirgslandschaft mit dem Königssee als Herzstück.
Highlights:
- Königssee: Tiefster und sauberster See Deutschlands
- Watzmann: Dritthöchster Berg Deutschlands (2.713 m)
- Steinadler: König der Lüfte
- Alpenmurmeltier: Charakteristischer Bewohner der Almwiesen
16. Nationalpark Hunsrück-Hochwald (2015)
Fläche: 10.230 ha | Besonderheit: Länderübergreifend (Rheinland-Pfalz/Saarland)
Der jüngste deutsche Nationalpark schützt ausgedehnte Buchenwälder und Moore in der Mittelgebirgslandschaft.
Highlights:
- Wildkatze: Heimliche Waldbewohnerin
- Schwarzstorch: Seltener Waldbewohner
- Moore: Letzte Hochmoore der Region
- Erbeskopf: Höchster Berg Rheinland-Pfalz (816 m)
Planung Ihres Nationalpark-Besuchs
Beste Reisezeiten
Frühling (März-Mai)
- Wattenmeer: Vogelzug und Robbenjungtiere
- Buchenwälder: Bärlauch-Blüte und Laubaustrieb
- Eifel: Narzissen-Blüte im April
- Alpen: Schneeschmelze und Almrosen
Sommer (Juni-August)
- Wattenmeer: Warme Temperaturen für Wattwanderungen
- Mittelgebirge: Beste Wanderbedingungen
- Alpen: Vollständig schneefrei
- Seen: Baden und Wassersport
Herbst (September-November)
- Wattenmeer: Spektakulärer Vogelzug
- Buchenwälder: Herbstfärbung
- Kranichzug: Millionen Kraniche
- Hirschbrunft: In allen Waldnationalparks
Winter (Dezember-Februar)
- Wattenmeer: Nordische Wasservögel
- Mittelgebirge: Schneeschuhwandern
- Harz: Wintermärchen auf dem Brocken
- Alpen: Schneesicherheit
Anreise und Mobilität
Öffentliche Verkehrsmittel
- Nationalpark-Bus: Viele Parks haben eigene Shuttle-Services
- Bahn: Direktverbindungen zu den meisten Nationalparks
- Fahrrad: Radwege zu und in den Parks
- ÖPNV-Kooperationen: Vergünstigungen mit Gästekarten
Nachhaltige Anreise
- CO₂-Kompensation bei unvermeidbaren Flügen
- Bevorzugung der Bahn gegenüber dem Auto
- Kombination mehrerer Parks in einer Region
- Längere Aufenthalte zur Reduzierung der Anreisefrequenz
Übernachtung
Nationalpark-Partner
- Zertifizierte Betriebe: Umweltstandards und regionale Küche
- Nationalpark-Hotels: Spezialisiert auf Naturerlebnisse
- Gasthöfe: Traditionelle Unterkünfte
- Pension und B&B: Persönliche Betreuung
Alternative Unterkünfte
- Camping: Naturnahes Übernachten
- Jugendherbergen: Günstig und familienfreundlich
- Berghütten: In den Alpen und Mittelgebirgen
- Baumhäuser: Besondere Naturerlebnisse
Aktivitäten in deutschen Nationalparks
Wandern und Trekking
Fernwanderwege
- Wildnis-Trail (Eifel): 85 km durch vier Etappen
- Malerweg (Sächsische Schweiz): 112 km Rundwanderweg
- Harzer-Hexen-Stieg: 94 km quer durch den Harz
- Goldsteig (Bayerischer Wald): Teil des 660 km langen Fernwanderwegs
Tageswanderungen
- Baumkronenpfad (Hainich): Wandern in den Wipfeln
- Lotharpfad (Schwarzwald): Durch Sturmwurfflächen
- Königssee (Berchtesgaden): Schifffahrt und Wanderung
- Kreidefelsen (Jasmund): Entlang der Steilküste
Wildtierbeobachtung
Beste Beobachtungsmöglichkeiten
- Luchs: Bayerischer Wald und Harz (Dämmerung)
- Seeadler: Müritz und Vorpommersche Boddenlandschaft
- Rothirsch: Alle Waldnationalparks (Brunftzeit)
- Kranich: Vorpommersche Boddenlandschaft (Herbst)
Wassersport
Kanu und Kajak
- Müritz: Seen-Hopping mit dem Kanu
- Unteres Odertal: Durch die Auenlandschaft
- Wattenmeer: Geführte Prieltouren (nur mit Guide)
Winteraktivitäten
Schneeschuhwandern
- Bayerischer Wald: Geführte Touren
- Schwarzwald: Durch verschneite Wälder
- Harz: Zum Brocken
- Berchtesgaden: Alpine Touren
Naturschutz und Forschung
Forschungsprojekte
Klimawandel-Monitoring
- Temperatur- und Niederschlagsmessungen
- Vegetationsveränderungen
- Artenverschiebungen
- Phänologie (zeitliche Abläufe in der Natur)
Biodiversitäts-Forschung
- Genetische Diversität
- Populationsdynamik
- Habitat-Connectivity
- Invasive Arten
Citizen Science
Mitmach-Projekte
- Vogelmonitoring: Erfassung von Brutbeständen
- Pflanzenphänologie: Aufzeichnung von Blühzeiten
- Wildtier-Webcams: Analyse von Kameraaufnahmen
- iNaturalist: Arten bestimmen und melden
Herausforderungen und Zukunft
Aktuelle Herausforderungen
Klimawandel
- Temperaturanstieg: Verschiebung der Vegetationszonen
- Extremwetter: Häufigere Stürme und Dürren
- Schädlinge: Borkenkäfer-Massenvermehrung
- Meeresspiegel: Bedrohung der Wattenmeer-Ökosysteme
Besucherdruck
- Überfüllung beliebter Routen
- Störung sensibler Arten
- Erosion von Wanderwegen
- Müll und Verschmutzung
Lösungsansätze
Adaptives Management
- Flexible Anpassung an Klimaveränderungen
- Korridore zwischen Schutzgebieten
- Renaturierung angrenzender Flächen
- Monitoring und wissenschaftliche Begleitung
Besucherlenkung
- Digitale Informationssysteme
- Reservierungssysteme für kritische Bereiche
- Alternative Routen und Attraktionen
- Umweltbildung und Sensibilisierung
Praktische Tipps für Ihren Besuch
Vorbereitung
Information
- Besucherzentren vor dem Besuch kontaktieren
- Aktuelle Wegesperrungen prüfen
- Wetterbedingungen beachten
- Geführte Touren buchen
Ausrüstung
- Wetterfeste Kleidung
- Festes Schuhwerk
- Fernglas für Wildtierbeobachtung
- Kamera mit Teleobjektiv
Verhalten im Nationalpark
Regeln beachten
- Auf markierten Wegen bleiben
- Wildtiere nicht füttern oder stören
- Keinen Müll hinterlassen
- Lärm vermeiden
Sicherheit
- Routen der eigenen Kondition anpassen
- Bei Gewitter Schutz suchen
- In Gruppen wandern
- Notfallausrüstung mitführen
Deutschlands Nationalparks sind lebende Laboratorien der Natur und bieten uns die einzigartige Möglichkeit, ungestörte Ökosysteme zu erleben und zu verstehen. Sie sind nicht nur Refugien für bedrohte Arten, sondern auch wichtige Forschungsgebiete und Orte der Umweltbildung. Jeder Besuch ist eine Chance, die Wunder der Natur zu entdecken und gleichzeitig zum Schutz dieser wertvollen Gebiete beizutragen.
Planen Sie Ihren nächsten Besuch bewusst und respektvoll - denn nur gemeinsam können wir sicherstellen, dass diese Naturjuwelen auch für zukünftige Generationen erhalten bleiben.
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